Goethes Faust Teil 1
Zueignung (Verse 1-32)
Hier erzählt uns Goethe was über die Erschaffung der Erde. Und zwar ungefähr 32 Verse zu lang.
Vorspiel auf der Theaterbühne (Verse 33-242)
Der Theaterdirektor, ein Dichter und ein Schalk zoffen sich über die Gestaltung des nächsten Stückes, das aufgeführt werden soll. Der Direktor will volle Kassen, der Dichter was aufklärerisches (so in Richtung Luther) und der Schalk `ne Komödie. Und was kommt dabei raus? Genau, Goethes Faust.
Prolog im Himmel (Verse 243-353)
Die drei Erzengel lobsingen Gott, der auch da ist. Und jetzt kommt unser Teufel ins Spiel. Dem ist nämlich total langweilig und deswegen schwatzt er Gott eine Wette auf: Er wettet, dass er es schafft, Heinrich Faust, einen treuen - wenn auch etwas verwirrten -Diener Gottes vom rechten Weg abzubringen. Gott hält dagegen und sagt Mephisto( so nennt Goethe den Teufel-klingt ja auch besser als „Teufel“ oder „Satan“) voraus, dass dieser eh verlieren wird. Schau`n wir mal, ob er recht behält- und auf geht’s!
Nacht (Verse 354-807)
Erstmal müssen wir Faust ja kennenlernen, also gehen wir jetzt in sein Studierzimmer an der Uni, eine Mischung aus Buchladen und Labor. Und aufräumen könnte er auch mal wieder.
Unser Faust hat richtig was auf dem Kasten und so ziemlich alle Wissenschaften studiert, die man sich vorstellen kann: Mathematik, Physik, Chemie, Geschichte, Medizin, Literatur, Theologie. Sein Wissen gibt er auf recht eigene Art und Weise an seine Studenten weiter, so ein richtig zerstreuter Prof halt. Aber sehr hoch angesehen.
Privat ist er gerade total depri drauf, er ist richtig down, weil sein ganzes Wissen ihn noch nicht zum Sinn des Lebens geführt hat.
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Warum es also nicht mal mit Magie versuchen? Er schnappt sich `ne Ausgabe von Nostradamus und beschwört mal eben einen Erdgeist herbei. Soll der ihm doch sagen, wo`s langgeht! Kann er aber nicht und verzieht sich auch schnell wieder.
Da Faust im Moment ja eh alles doof findet, beschließt er, sich umzubringen. Und zwar mit einer selbstgebrauten Tinktur aus einem Reagenzglas, wovon er sonst immer nur ein paar Tropfen nimmt, wenn er mal pennen will. Das ganze Glas also -todsichere Sache. Faust setzt
das Glas im letzten Moment ab, weil er die Osterglocken hört und die ihn an schöne Kindheitstage erinnern.
Wär ja jetzt auch blöd gewesen, wenn die Hauptperson gleich am Anfang ins Gras gebissen hätte...
Vor dem Tor (Verse 808-1177)
Faust macht mit Wagner, einem anderen Prof, einen Osterspaziergang. Wagner und Faust liefern sich übrigens öfter mal echt witzige Wortgefechte, wie man sie sonst nur an der Theke nach ein paar Bier erlebt. Wagner ist nämlich so`n richtiger Bücherwurm und hat 0 Verständnis, dass Faust sich mit Magie beschäftigt. Aber eigentlich mögen sich die beiden. Alle Leute sind draußen und begrüßen singend und tanzend den Frühling. Faust hat aber keinen Bock auf Party und regt sich lieber über einen schwarzen Pudel auf, der um ihn und Wagner herumspringt.
Studierzimmer (Verse 1178-2072)
Faust ist wieder in seinem Chaos angekommen und ist den Köter nicht losgeworden. Irgendwie merkt er, dass mit dem Vieh was nicht stimmt und beschwört es mit Zaubersprüchen. Und nach ein bisschen Tam - Tam und ´ ner Menge Rauch wird aus dem Pudel unser Mephisto.
Die beiden schließen einen Pakt, den sie mit einer roten Hahnenfeder und ihrem eigenen Blut auf Pergament unterzeichnen: Der Teufel verpflichtet sich, Faust auf Erden zu dienen und ihn mit irdischen Gelüsten zur vollkommenen Zufriedenheit zu führen. Schafft er das, muß Faust ihm im Jenseits auf ewig dienen. Die Wette gilt für Mephisto als gewonnen, wenn Faust die Worte spricht :“Werd ich zum Augenblicke sagen: verweile doch, du bist so schön(....)“Daß Mephisto auch noch ´ne Wette mit Gott am Start hat, weiß unser Heinrich natürlich nicht.
Auerbach`s Keller ( Verse 2073-2336)
Auerbach`s Keller ist `ne Kneipe, in der nix los ist - der absolute Horror eines jeden Gastronomen also. Es sitzen bloß vier Studenten an einem Holztisch und trinken sich gelangweilt einen.
Mephisto will Faust abfüllen und macht sich voll zum Kaspar. Er tanzt, singt, macht Musik und haut zum guten Schluß mit seinem roten Zauberstab 4 Löcher in den Holztisch ,aus denen 4 verschiedene Weine fließen, die sich die Studenten vorher gewünscht haben.
Jetzt wissen wir auch endlich, wem wir es zu verdanken haben, dass Udo Jürgens uns Jahre später mit der Schnulze „Der Teufel hat den Wein gemacht“ beglückte. Goethe ist schuld, wer hätte das gedacht?(Haben Sie mich erwischt? Eigentlich müsste es heißen „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“. Das hätte jetzt aber nicht gepasst, also gönnen Sie mir ein bisschen dichterische Freiheit...). Aber nun zurück mit uns in Auerbach`s Keller:
Alle finden das mit dem Wein klasse und geben sich die Kante, nur unsere Spaßbremse Faust ist immer noch absolut party-resistent und zwingt Mephisto, mit ihm zu gehen.
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Hexenküche (Verse 2337-2604)
Ganz schön dumm gelaufen für unseren Teufel. Mit Wein und Gesang kommt er bei Faust nicht weit, also müssen jetzt die Weiber her. Und mit denen hatte Faust sein Leben lang nix am Hut.
Mephisto zerrt Faust in eine Hexenküche und lässt ihm ´ne ordentliche Portion Verjüngungstrunk verpassen. Gleichzeitig lässt er in einem Zauberspiegel das Bild einer hübschen ,nackten jungen Frau erscheinen. Unser Heinrich wird nun durch diesen Zauber auf die nächste Frau abfahren, die ihm begegnet-egal, wie sie aussieht. Das muß doch jetzt was werden!
Straße (Verse 2605-2677)
Wird es auch, denn Faust begegnet Gretchen. Die ist das tugendhafteste, gläubigste, hübscheste junge Mädchen, das im ganzen Ort rumläuft und kommt gerade von der Beichte, wo sie für nichts um Vergebung gebeten hat. Da hätte der Teufel wohl besser aufpassen sollen, denn über sie hat er keine Gewalt. Dumm gelaufen, denn Faust entbrennt in unendlicher Liebe. Na, wenigstens hat der Zaubertrunk gewirkt.
Mephisto tut alles, um Faust von Gretchen abzubringen, es rennen so viele Schnecken rum, mit denen es einfach für den Teufel gelaufen wäre, Faust zu verführen, und dann muß es ausgerechnet die sein? So anstrengend hat sich unser Teufel das nicht vorgestellt, jetzt muß er sich richtig was einfallen lassen.
Abend/Spaziergang (Verse 2678-2804)
Mephisto verschafft Faust Zutritt zu Gretchens Zimmer, während sie nicht da ist. Dadurch wird der noch wilder auf die Kleine.
Der Teufel versteckt ein Kästchen mit Schmuck in Gretchens Schrank Da sie total arm ist, hofft er, sie so für Faust gewinnen zu können.
Und Gretchen? Die ist erst mal platt, als sie den Schmuck findet und hin -und hergerissen, was sie nun tun soll.
Sie zeigt den Schmuck ihrer Mutter, die noch gläubiger ist, als Gretchen selbst und sofort den Pfarrer ruft - Spitzenidee!
So ein Pfarrer hilft ja gern, der nimmt den Schmuck mit und verspricht den beiden dafür himmlischen Lohn.
Mephisto speiht Feuer und Galle, es muß sofort ein Plan B her.
Plan B ist erstmal neuer Schmuck, und da Gretchen der Heinrich auch nicht mehr aus dem Kopf geht und sie den Schmuck echt gut findet, zeigt sie ihn diesmal nicht ihrer Mutter, sondern geht damit zu ihrer Nachbarin Marthe.
Der Nachbarin Haus (Verse 2865-3024)
Marthe ist ´ne frustrierte, alte Jungfer, deren Mann seit Jahren aus dem Krieg nicht zurückgekommen ist. Das findet sie eigentlich gar nicht so schlimm, weil der Typ eh nur andere Weiber und Alkohol im Kopf hatte. Wenn man sie sieht, kann man das aber verstehen...Sie geht davon aus, dass ihr Kerl tot ist, und ist sauer, dass er ihr nix vererbt hat. Als Soldat hat man damals nämlich fett Kohle verdient.
Damit schwallt sie Gretchen zu, während die sich gerade die Halskette aus ihrem neuesten Schmuck- Vorrat anlegt.
In dem Moment klingelt es und wer kommt rein? Mephisto, was für ein Zufall!
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Er gibt sich als Freund von Marthes verschollenem Mann aus und tischt ihr eine haarsträubende Geschichte über dessen ach – so -bedauerliches Dahinscheiden auf, da er ja
ein so gläubiger Mann gewesen sei und am Sterbebett nur von seiner Frau und seinen Sünden gesprochen habe.
Das einzige, was Marthe interessiert, ist aber, ob ihr Mann Mephisto wenigstens Kohle mitgegeben hat.
Total materialistisch, die Alte! Natürlich hat Mephisto dafür `ne Antwort parat. Er erklärt, dass Marthes Mann ihm sehr viel Geld gegeben habe mit der Bitte,300 Messen für die Ver-
gebung seiner Sünden lesen zu lassen. Er sei dieser Bitte natürlich nachgekommen.
Klar, dass Mephisto so einen Müll redet, schließlich will er ja Gretchen beeindrucken.
Als Gretchen im Nebenzimmer verschwindet, zeigt Mephisto sein wahres Gesicht: Er sagt Marthe, dass ihr Mann sich `ne Jüngere genommen und mit der bis zu seinem Tod die ganze Kohle durchgebracht hat. Das könnte wohl schon eher hinkommen, ist aber natürlich auch voll gelogen.
Marthe glaubt unserem Teufel erstmal gar nix mehr und zweifelt an, dass ihr Alter echt tot ist. Deshalb verspricht Mephisto, am Abend wiederzukommen und jemanden mitzubringen, der bezeugen kann, dass der ganze Unsinn wahr ist. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Gretchen dann auch da ist. Geschickt eingefädelt.
Elender Kuppler!
Straße und Marthes Garten ( Verse 3025-3216)
Mephisto macht Faust klar, was er abends zu erzählen hat. Faust findet lügen nicht o.k., aber die Aussicht, Gretchen zu sehen, ist stärker, also macht er mit.
Man trifft sich also in Marthes Garten. Faust und Gretchen schweben im siebten Himmel während Mephisto ein echtes Problem hat: Marthe ist nicht nur total geld -sondern auch noch notgeil und hängt ihm im wahrsten Sinne des Wortes am Hals. Um seine Wetten noch zu gewinnen, muß er da aber jetzt durch.
Wald und Höhle/Marthes Garten (Verse 3217-3543)
Faust ist langsam davon genervt, dass er so von Mephisto abhängig ist.
Gretchen ist total verknallt und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Die beiden treffen sich wieder im Garten von Marthe und Gretchen stellt Faust die berühmte Gretchen-Frage (Sorry, aber ganz ohne Zitate schaff ich`s dann doch nicht, das erste haben Sie ja auch überlebt, wenn Sie schon bis hierhin gekommen sind J ): „ Nun sag, wie hast Du`s mit der Religion?“
Er windet sich raus und gibt keine ganz klare Antwort.
Da Gretchen verliebt ist, gibt sie sich damit zufrieden und verabredet sogar eine gemeinsame Nacht mit ihm in ihrem Zimmer.
Damit ihre Mutter nix mitkriegt, gibt Faust ihr 3 Tropfen von seinem Reagenzglasgebräu, die Gretchen der Mutter in den Tee mischen soll.
Ganz schön abgezockt!
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Am Brunnen/Zwinger/Nacht (Verse 3544-3775)
Es sind einige Tage vergangen. Gretchen trifft eine Freundin am Brunnen, die von einer gemeinsamen Bekannten erzählt, welche einen heimlichen Liebhaber hatte, von dem sie schwanger wurde und der Typ dann Leine zog.
Gretchen fühlt sich voll mies, sie bereut, sich auf Faust eingelassen zu haben. Und hat total Schiss, auch schwanger zu sein. Übrigens zu recht, da war also gleich der erste Schuß ein Treffer...
Nun taucht auch noch Valentin, Gretchens Bruder, auf. Der ist Soldat und hat sich schon ewig nicht blicken lassen.
Die Buschtrommeln haben ihm gepfiffen, dass seine Schwester auf Abwegen ist –ja, ja, ging auch ohne Bildzeitung damals...
Faust und Mephisto sind inzwischen dabei, den Kirchenschatz zu stehlen. Schließlich müssen neue Klunker für Gretchen her.
Schlechtes Timing, denn jetzt taucht Valentin auf und zieht auch direkt einen Degen.
Alle drei duellieren sich und Faust ersticht Valentin, nachdem Mephisto ihn angestachelt hat.
Was für ein Triumph für den Teufel, er hat Faust zum Mörder gemacht.
Die beiden hauen ab, es gibt einen Volksauflauf (ohne Käse überbacken) ,auch Gretchen ist dabei.
Ihr Bruder liegt in den letzten Atemzügen, schafft es aber noch, sie vor allen anderen als Hure und Mörderin zu beschimpfen. Die Arme!
Dom/Walpurgisnacht/Walpurgisnachtstraum (Verse 3776-4398)
Inzwischen sind Monate vergangen, Faust hat Gretchen nie wieder gesehen, da er sich als Mörder im Dorf nicht blicken lassen kann, denn es gibt Zeugen. Doch er denkt nonstop an sie.
Mephisto nimmt Faust mit zur Walpurgisnacht, um ihn von Gretchen abzulenken.
Dort befinden sich nur abgedrehte Typen: Geister, Gnome, Zauberer, Hexen und alle haben ordentlich Zaubertrunk intus und feiern ab. Also so ungefähr wie morgens um 3 im *CD. Die Hexen sehen auch zum Teil echt scharf aus und Mephisto hofft, dass eine von ihnen Faust ablenken kann.
Aber wir können uns ja vorstellen, wer mal wieder keinen Bock auf Party hat und schon gar nicht auf ´ne andere Schnalle...
Faust hat eine Erscheinung, er sieht Gretchen im Nebel und erkennt, dass es ihr richtig schlecht geht .Sie sitzt nämlich im Knast, weil sie aus Verzweiflung ihr neugeborenes Kind umgebracht hat und wartet nun auf ihre Hinrichtung.
Faust nötigt Mephisto, mit ihm Gretchen aus dem Knast zu holen. Der ist alles andere als begeistert, aber da er die Wette gegen Faust noch nicht gewonnen hat, dient er ihm weiter.
Und ab geht`s zum Gefängnis.
Kerker (Verse 4405-4612)
Mephisto klaut dem Wärter den Schlüssel und schiebt Wache, Faust geht zu Gretchen. Die ist völlig neben der Spur, geistig total verwirrt und es dauert eine Weile, bis sie Faust erkennt.
Sie ist unsicher, ob sie mit ihm gehen soll, denn schließlich ist er der Mörder ihres Bruders.
Und unabsichtlich auch der ihrer Mutter, denn die ist von Faust´s K.O. -Tropfen nie wieder aufgewacht.
* Anm. der Red.: CD= „Club David“ – Diskothek in Rüttenscheid
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Unser Faust ein Serienmörder – so was !
Gretchen entscheidet sich ,nicht mit ihm zu gehen. Braves Mädchen!
Inzwischen kommt Mephisto reingerannt.Der Wärter, den er umgehauen hat, um an den Schlüssel zu kommen, ist wieder wach und rückt mit Verstärkung an.
Höchste Zeit, abzuhauen! Sonst kann Heinrich als Mörder ja auch gleich im Knast bleiben.
Mephisto erklärt Faust, daß Gretchen verloren sei, doch vom Himmel ertönt die Stimme Gottes: “Sie ist gerettet“.
Gretchen stirbt.
Ende
Was sagt uns das Ganze?
1.
Mephisto hat die Wette gegen Faust nicht gewonnen, da der ja die entscheidenden Worte nicht gesagt hat.
2.
Mephisto hat die Wette mit Gott auch nicht wirklich gewonnen, da Faust sich ja immer noch dem Guten zuwenden kann und Gott ihm dann vergeben würde.
3.
Wer wirklich glaubt, wird gerettet - Gott hat ja Gretchen nach ihren Hardcore-Actionen auch verziehen.
Also, alles ist gut und das Gute stärker als das Böse. Und ich werd mir jetzt überlegen, ob ich aus der Story ´ne Soap drehen lasse....J
Ich hoffe, Sie hatten beim Lesen genau soviel Spaß wie ich beim Schreiben!
© F.Sabat, 2008, Essen